JVC X70 versus JVC HD990

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Georg [gewerblich]
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JVC X70 versus JVC HD990

Beitrag von Georg [gewerblich] » 17. Mär 2012, 08:38

Vorweg:

Da inzwischen etwas mehr als 2 Jahre seit dem HD990 vergangen sind, und nun brandaktuell der X70 rauskam, haben wir uns mal zusammengesetzt um für euch zu überprüfen was sich da zwischen am Markt getan hat.
Beim X70 handelt es sich um das zweit größte Gerät von JVC mit der erstmals neuen 4K E-Shift Technik,
beim HD990 um das Gerät 2 Serien davor.



Optik

Was sofort auffällt, der X70 ist ein riesen Brocken, fast doppelt so breit wie sein Vorgänger HD990, dass das auch Vorteile hat, werden wir später erfahren.
Außerdem ist der Lichtaustritt wieder wie beim Urmodell mittig angeordnet.
Beide sind in Klavierlackoptik gehalten, was zwar schön wirkt, aber wie magisch Fingerabdrücke und Staub an sich zieht.



Haptik

Der X70 macht einen sehr soliden Eindruck, aufgrund des Gewichts vom ca. 15Kg sollte man schon kräftig zupacken, dabei hat man nie das Gefühl das irgend etwas nachgibt.
Die Art der Qualität ist stets gleichbleibend, auch sein Vorgänger war schon auf gleichen Niveau verarbeitet.



Anschlüsse

Die Anschlüsse sind wie beim Urmodell wieder auf die Rückseite des Gerätes gewandert, dadurch ergeben sich Nachteile wie Vorteile:
Die Anschlüsse wurden zwar minimal etwas tiefgesetzt, das reicht aber bei weitem nicht aus um das Gerät zB. bei gestecktem HDMI-Stecker direkt an eine anschließende Rückwand zu stellen, um das Bild eventuell maximal aufzuzoomen.
Ist der Abstand zur Rückwand/ Leinwand jedoch groß genug, wird die Optik nicht durch seitlich angeordnete Anschlüsse verschandelt!



Handhabung

Wie schon erwähnt ist das Gehäuse fast doppelt breit dem HD990.
Durch das größere Gehäuse hat man mehr Möglichkeiten der Luftkanäleführung, der Dämmung ect., dadurch wurde es geschafft den Laustärkepegel der Lüftung in den nahezu unhörbaren Bereich zu verschieben!
Leute die direkt auf den Sitzplätzen unter dem Beamer sitzen, werden das sehr zu schätzen lernen.
Dadurch werden zusätzliche Maßnahmen, wie zB eine Hushbox völlig überflüssig,
nicht dass man das falsch versteht: Das Lautstärkeniveau des HD990 war schon sehr gut, aber besonders bei leisen Filmpassagen trat die Lüftung doch schon mal leise hörbar in Erscheinung, das wurde eben nochmals verbessert!

Die Zoomfaktoren der beiden Projektoren sind weitestgehend gleich dem Vorgängermodell.
Da sich die Geräte in den Abmessungen, sowie in den Montagepunkten unterscheiden, ist ein einfacher Austausch so nicht möglich, es muss eventuell eine neue Halterung oder Standfuß angefertigt werden.




Nun zum Vergleich



Unsere Testbedingungen

Der Vergleich wurde in einem dedizierten Raum für Heimkinobetrieb in dunklem Rot gehalten durchgeführt.
Raumbreite 5Meter,Höhe 2,20Meter mit Dachschräge, Abstand zur Rückwand 4,20Meter.
Die Leinwand ist minimal gecurved und die Breite beträgt 2,75Meter, Gain 1,7.
Als Zuspieler diente uns ein unmodifizierter Oppo93.
Verglichen wurde immer unter den selben Kalibrierbedingungen: Gamma 2.2/D65 Kalibriert/Farbraum REC709,
Beide Geräte liefen im niedriger Lampenmodus.
Nur zum Verständnis: Die Krümmung der LW hat keinen Einfluss auf die optische Schärfe, da beide Geräte über genügend Tiefenschärfe des Objektives verfügen.
Durch den Gainfaktor der Leinwand von 1,7 wird zwar alles etwas heller, so auch der Schwarzwert, er verschiebt sich aber um das selbe Mass nach "oben" wie die maximal Helligkeit, was bedeutet dass der Inbildkontrast gleich sein wird.
Eine Erhöhung des Schwarzwertes um den Faktor 1,7 wird sowieso durch die adaption des Auges nach 1sekunde nicht mehr wahrgenommen, dazu ist der Schwarzwert noch niedrig genug um glaubwürdig zu erscheinen.
Ein Vergleich mit einem weißen Blatt Papier verdeutlichte das sehr schnell!




Bildeindruck/Bildqualität/Bildbewertung

Es sind einige neue Keyfeatures hinzugekommen, gleich im Anschluss darauf werden wir näher eingehen, ob diese halten was sie verspechen:
  • 4K upscaling, E-Shift
  • Zonen basierende Konvergenz
  • Verbesserte Frame Interpolation
  • Mehr Helligkeit
Bei unseren Tests haben wir uns auf das Grundlegende konzentriert, der Vollständigkeit seien aber die zusätzlichen Funktionen auch erwähnt:
  • 3D Wiedergabe
  • Easygamma
  • 7Achsen Farbmodell
  • 3 Lens Memory´s


Bei der 4K Auflösung handelt es sich nicht um eine native 4K- Auflösung, sondern (immer!) um ein hochskaliertes 2K Bild das durch ein optisches Element im Lichtweg in zwei Bildteilen, die um sich selbst etwas versetzt sind, zerlegt wird.
(Wobulation)
Zum besseren Verständnis schauen wir uns eines von insgesamt 24Bilder (Frames) pro Sekunde an:
Vorab wird ein Frame auf 4k hochskaliert, gespeichert und in pixelgroße horizontale Streifen zerlegt.
Die Bildstreifen 1,3,5 .. bis 1079 wird zu einem sogenannten Halbbild zusammengefasst und normal wiedergeben. (Erste Sequenz mit ner Auflösung von 1079Pixeln von insgesamt 2160)
Hier kommt zum ersten mal die neue E-Shift Technik zu Einsatz, es wird der Lichtstrahl im Lichtweg um knapp eine halbe Streifenbreite vertikal und zusätzlich horizontal versetzt.
Dann werden die Bildstreifen 2,4,6 .. bis 1080 zu einem zweiten Halbbild zusammengesetzt und wieder, aber diesmal um die eine Streifenbreite vertikal und zusätzlich horizontal versetzt, wiedergeben. (Die zweite Sequenz mit einer Auflösung von insgesamt 1079Pixeln von insgesamt 2160)
Durch die kurze Abfolge nimmt das Auge quasi ein komplettes 4k Bild mit 45%iger horizontaler Überlappung der Streifen, sowie auch mit einer halben Pixel vertikalen Überlappung wahr.

Die Bedingung, dass das Pixelraster komplett verschwindet ist damit zwar erfüllt, aber erkauft wird das in der Praxis durch heftiges "herrumwabbeln" des Bildinhaltes um ein halbes Pixel.
Spätestens an diesem Punkt sollte jedem auch klar sein, dass man mit dieser Form der 4K Darstellung, bei einer Füllrate von 90% eines D-ila-Panels, nur etwa ein 10%tiger realen Auflösungsgewinn zu verzeichnen ist!
Die Treppenstufenbildung an diagonalen Lininen werden durch den horizontalen Versatz zwar stark abgemildert, was sich in der Praxis zwar durch eine etwas homogenere Abbildung zeigte, aber auch hier lässt sich die Physik nicht überlisten und eine leichte Unschärfe gegenüber abgeschalteter 4K-Funktion prägte den gesamt Bildeindruck!
Ein weiterer und gleichzeitig größter Nachteil, man könnte nie Nativ aus einer 4K Quelle zuspielen!

Nebenbei sei erwähnt, dass bei Betrachtungsabständen von mehr als 1:1 gemessen an zur Bildbreite, das Pixelraster bei 2K auf der 90% igen Füllrate der D-Ilas sowieso nicht mehr zu erkennen ist!



Die Zonenkonvergenz in 1/16tel Pixelschritten ist auch wieder eines der neuesten Errungenschaften in dieser Preisklasse, was bringt es?
Konvergenz ist die Farbdeckung der 3 Grundfarben der einzelnen monochromen D-Ila Chips im inneren des Projektor bevor sie den Strahlenausgang passieren.
Leider ist eine perfekte Farbdeckung produktionsbedingt nie über die gesamte Chipfläche und somit auch nie über die gesamten Bildfläche möglich.
In der Praxis bedeutet das, dass die Chips maximal um zB. ein halbes Pixel verschoben sein können!
Leichte Farbsäume um Objekte im Bild sind die Folge, denen versuchte man mit einer statischen Verschiebung von Rot oder Blau im Verhältnis zu Grün zu Leibe zu rücken. (der gesamte grüne Bildinhalt dient als Referenz und die beiden anderen Farbauszüge werden darauf angepasst, jedoch immer der Bildauszug komplett)
Dabei sollte auch klar sein, dass man mit dieser Technik im schlechtesten Fall nur maximal auf ein halbes Pixel genau eine Farbdeckung hin bekam!
Diese Farbsäume, außer dass sie unangenehm sichtbar sind, kosten auch etwas Schärfe, genau da setzt jetzt die neue 1/16tel Pixel Zonenkonvergenz an!
Hierbei wird ein 100 Felder (Zonen) Testbild projiziert, bei dem sich bei jeder Linie eines Karos die Farbdeckung bis auf 1/16tel Pixelschritten genau einstellen lässt.
Sollte man einen CRT-Projektor gewöhnt sein, ist das ein altbekanntes Feature und die Bedienung kommt einem dann beim X70 auch etwas hakelig vor bzw. die Zonengröße selbst lässt sich auch nicht einstellen, schade, das würde die Arbeit sicherlich erheblich vereinfachen!
Die Konvergenz wirkt auch nur auf 2/3tel einer Zone (2/3tel einer Linienhöhe und Breite von der Mitte eines Karos aus gesehen).
Aber Aufgrund der Tatsache, dass sich beim Digitalprojektor die Farbverschiebung auf immer mehr als nur eine Zone erstreckt, können hiermit sehr gute Ergebnisse erzielt werden!
So kann man überall auf der Bildfläche eine nahezu perfekte Konvergenz erziehlen und die Schärfe des Videobildes so voll genießen.



Die verbesserte Frameinterpolation ist deutlich besser geworden, es sind viel weniger Artefakte, wie zum Beispiel Geisterbilder oder zerreisen der Bildinhaltes (Tearing, einTeil der Bildes läuft kurzeitig langsamer weiter) zu sehen.
Besonders gut war der Anfang von Casino Royale, in den hektischen Kameraschwenks der Verfolgungsjagd, wie auch in der Kran-Scene, hier hat die Fi durchaus den Bildeindruck verbessert.
Jedoch als sich Sébastien Foucan (Mollaka)vor dem Stahlrohbau hinter den großen schwarzen Röhren versteckte, und sich die Kamera dabei weiter bewegte, zerrissen wieder Bildteile davon, aus diesem Grund ist die Fi unserer Meinung nach leider noch nicht real zu gebrauchen.
An dieser Stelle wäre noch Verbesserungspotential!
Um ein Zwischending zum Kino-Pendant, dem Malteserkreuz, zu erhalten wurde ein Black-Field-Insert mit in den untersten Stufen der Fi zur Auswahl bereitgestellt, aber auch das konnte überhaupt nicht überzeugen!
Zum Verständnis: Black-Field, bedeutet, dass zwischen den 24Bildern pro Sekunde es je einen Zeitpunkt gibt, wo kein Bild zu sehen ist.
Da dies so kurz geschieht, sieht man diese dunklen "Zwischenbilder" nicht, Zweck dieser Maßnahme soll sein, dass die eigentliche Bildinformation kürzer angezeigt wird, was sich in einer schärferen Bewegtabbildung zeigt, jedoch nicht ohne Folgen:
Das Flackern war nicht zu ertragen und der kleine Nutzen der daraus entstand wurde sofort wieder damit zu nichte gemacht!
Zum Glück hat JVC ein Regler eingebaut, wo man die Black-Field Länge seinen eigenen Bedürfnissen anpassen kann, oder gegeben falls ganz deaktivieren lässt.



Mehr Helligkeit, hier spielt der Projektor sein volles Potential aus!
Messtechnisch war das Bild im 2D Betrieb zwar nur gut 1/3tel heller dem HD990, aber subjektiv war der Effekt viel viel stärker, ab und zu wurde man förmlich geblendet!
Durch den Einsatz der im 3D Betrieb nötigen Brille wird technisch bedingt sehr viel Licht absorbiert, nicht selten kommen nur noch 10% der ursprünglichen Helligkeit am Auge des Betrachters an!
Vor allem den 3D Nutzern sollte das mehr an Helligkeit wirklich helfen eine halbwegs glaubwürdige Kulisse zu erzeugen, ohne dass Teilbereiche des Bildes darin "absaufen"



Wer sich jetzt zum Abschluss fragt, wie schlug sich der Projektor eigentlich nun mit 3D Material?
Hier muss ich euch enttäuschen, für uns ist das eines der uninteressantesten Features und da das keiner bisher aktiv nutzt, die Helligkeit sowieso noch nicht Werte erreicht hat, die nötig wären, haben wir es nicht mal getestet.
Nur ein Beispiel zur Verdeutlichung oder Einschätzung: Eine sehr gute 3D-Projektion hat ca. 6000 Ansilumen, bei 3 Metern Bildbreite.
Ich lasse das einfach so im Raum stehen, vielleicht auch als Hausaufgabe an die Projektorhersteller.



Was hat sich sonst noch im Bild verändert??
Man könnte sagen, im Prinzip nichts, selbst die älteren Geräte hatten schon ein derart hohes Niveau, dass es selbst dem Erbauer schwer fällt, das noch zu toppen.
Naja, ich möchte auch nicht vorenthalten, dass mit der gesteigerten Helligkeit, die schon beim HD990 fast unsichtbaren Artefakte, etwas mehr, jedoch aber nie im Videobild sichtbar in Erscheinung traten:
  • Vertikales Streaking (ziehen eines Schweifes vor und nach hellen Objekten auf schwarzem Hintergrund)
  • Reflektionen die durch das Oberflächenvergütete Objektiv, bei On-Axis Projektionen entstehen (zB. wenn rechts ein weißer Punkt in Bild projiziert wird, sieht man den in abgeschwächter Form links wieder)
  • Der Schwarzwert hat sich durch die gesteigerte Helligkeit etwa im selben Mass verschlechtert (man könnte mit der Blende eventuell wieder auf den ursprünglichen Wert des HD990 gegenregeln)


Fazit

Mit Sicherheit einer der hellste JVC´s am Markt, vor allem die 3D Nutzer werden das zu schätzen wissen!
Der etwas schlechtere SW fällt nur im Direktvergleich auf, jede bekannte Scene wurde in seiner gewohnten JVC Qualität dargestellt.
Der 4K-Technik, die als Main-Feature beworben wurde, konnten wir keinen nennenswerten Vorteile zuteilen, eine native 4K Projektion gefüttert mit upgescaltem 2K Material dürfte hier die deutlich besseren Ergebnisse liefern.
Die eher als Nebenfeature beworbene Zonenkonvergenz hingegen, da waren wir uns alle einig, sollte viel mehr Beachtung geschenkt werden, denn gerade bei dem kleinen Betrachtungsabständen tritt eine schlechte Konvergenz viel viel mehr in den Vordergrund als es ein Pixelraster je könnte.
Sehr positiv anzumerken ist, dass die Farbkalibrierung und das Gamma ab Werk zu 98% dem Ideal entsprachen, es musste nur minimal am Gamma Hand angelegt werden, dies war in weniger 5min erledigt!
Lohnt sich nun die Anschaffung, der Aufpreis zu diesem neuen Gerät?
Wer Freund von sehr kurzen Betrachtungsabständen ist, eine sehr große Leinwand >2,75Meter in 2D, oder >1,80Meter in 3D sein eigen nennt oder liebäugelt, dem würde ich auf Grund der guten Konvergenzeinstellung und der Helligkeit zu einem Upgrade raten.
Wer allerdings nur 2D kuckt, 3D erst mal nicht in Frage kommt und auch nicht förmlich vor der Leinwand klebt, der hat mit dem HD990 bereits ein sehr gutes Gerät erworben!

Alles in allem wieder ein gelungenes Gerät von JVC, das auch mit anfänglichen Softwareproblemen (Stichwort -> Rotstich) alle Anforderungen an ein Heimkinoprojektor der Hiend-Klasse erfüllt und Leinwandbreiten jenseits der 3Meter in 2D zu ausleuchten vermag.

Ich möchte an dem Punkt nochmal anmerken, dass es sich bei den Eindrücken nur um unsere persönliche Meinung handelt und daher von Menschen zu Menschen anders ausfallen könnte!!
Georg

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